Donnerstag, 12. Juni 2025

Stand die Mehrheit der Bevölkerung hinter dem NS-Regime?

 Natürlich will niemand für etwas zur Verantwortung gezogen wenn etwas Ungeheuerliches geschehen ist.

Das war die Situation des Kollektivs der Deutschen 1945.

Wie war es 1939? Wie 1940 nach dem Sieg über Frankreich? 

Alles überzeugte Nazis? Lauter unwillige Volksgenossen?

Gewiss nie das eine und nie das andere, aber wie lässt sich aufs Ganze gesehen die Stimmung im Nachhinein abschätzen?

https://www.zeit.de/2025/15/peter-longerich-frank-bajohr-unwillige-volksgenossen-nationalsozialisten-geschichte

Montag, 2. Juni 2025

Ein Fake-Zitat von Josef Goebbels

 "[...] ein Fake-Zitat von Josef Goebbels[...], welches von der rechtsextremen Propaganda seit einigen Jahren inflationär und hartnäckig in sozialen Medien verbreitet wird. Als ultimativer Beweis dafür, dass die Nazis eigentlich Linke gewesen wären, wird folgende Aussage rauf und runter zitiert: „Der Idee der NSDAP entsprechend sind wir die deutsche Linke. Nichts ist uns verhasster als der rechtsstehende nationale Besitzbürgerblock.“ Manchmal wird dazu folgende Quelle präsentiert: „Der Angriff, Gauzeitung der Berliner NSDAP, 6.12.1931“. Wenn rechtsextreme Propaganda so präzise Quellen benennt ist laut meinen ganz persönlichen Erfahrungen Vorsicht geboten. [...]

Was bei der Recherche herauskam, ist im Wikipedia:Kurier im Beitrag "Der Glaube an Alternative Fakten" von KarlV 10:25, 21. Mai 2025 zu lesen.

Donnerstag, 22. Mai 2025

Friedensordnung verspielt - Antje Vollmer: Vermächtnis

 Antje Vollmer: Was ich noch zu sagen hätte Vermächtnis einer Pazifistin 

Ich stand auf dem Bahnhof meiner Heimatstadt und wartete auf den ICE. Plötzlich näherte sich auf dem Nebengleis ein riesiger Geleitzug, vollbeladen mit Panzern – mit Mardern, Geparden oder Leoparden. Ich kann das nicht unterscheiden, aber ich konnte schockartig das Bild lesen. Der Transport fuhr von West nach Ost. Es war nicht schwer, sich das Gegenbild vorzustellen. Irgendwo im Osten des Kontinents rollten zur gleichen Zeit Militärtransporte voller russischer Kampfpanzer von Ost nach West. Sie würden sich nicht zu einer Panzerschlacht im Stile des ersten Weltkrieges irgendwo in der Ukraine treffen. Nein, sie würden diesmal erneut den waffenstarrenden Abgrund zwischen zwei Machtblöcken markieren, an dem die Welt sich vielleicht zum letzten Mal in einer Konfrontation mit möglicherweise apokalyptischem Ausgang gegenübersteht. Wir befanden uns also wieder im Kalten Krieg und in einer Spirale der gegenseitigen existentiellen Bedrohung – ohne Ausweg, ohne Perspektive. Alles, wogegen ich mein Leben lang politisch gekämpft habe, war mir in diesem Moment präsent als eine einzige riesige Niederlage. Es ist üblich geworden zu Beginn jeder Erwähnung der ungeheuren Tragödie um den Ukraine-Krieg wie eine Schwurformel von der „Zeitenwende“, vom völkerrechtswidrigen brutalen Angriffskrieg Putins bei feststehender Alleinschuld der russischen Seite zu reden und demütig zu bekennen, wie sehr man sich geirrt habe im Vertrauen auf eine Phase der Entspannung und der Versöhnung mit Russland nach der großen Wende 1989/90. Diese Schwurformel wird wie ein Ritual eingefordert, wie ein Kotau, um überhaupt weiter mitreden zu dürfen. Die Feststellung ist ja auch nicht falsch, sie verdeckt aber häufig genau die Fragen, die es im Zentrum eigentlich zu klären gäbe. Wo genau begann die Niederlage? Wo begann der Irrtum? Wann und wie entstand aus einer der glücklichsten Phasen in der Geschichte des eurasischen Kontinents, nach dem nahezu gewaltfreien Ende des Kalten Krieges, diese erneute tödliche Eskalation von Krieg, Gewalt und Blockkonfrontation? Wer hatte Interesse daran, dass die damals mögliche friedliche Koexistenz zwischen Ost und West nicht zustande kam, sondern einem erneuten weltweitem Antagonismus anheimfiel? Und dann die Fragen aller Fragen: Warum nur fand ausgerechnet Europa, dieser Kontinent mit all seinen historischen Tragödien und machtpolitischen Irrwegen nicht die Kraft, zum Zentrum einer friedlichen Vision für den bedrohten Planeten zu werden? Für die Deutung historischer Ereignisse ist es immer entscheidend, mit welchen Aspekten man beginnt, eine Geschichte zu erzählen. Ich widerspreche der heute üblichen These, 1989 habe es eine etablierte europäische Friedensordnung gegeben, die dann Schritt um Schritt einseitig von Seiten Russlands unter dem Diktat des KGB-Agenten Putin zerstört worden sei, bis es schließlich zum Ausbruch des Ukraine-Krieges kam. Das ist nicht richtig: 1989 ist eine Ordnung zerbrochen, die man korrekter als „Pax Atomica“ bezeichnet hat, ohne dass eine neue Friedensordnung an ihre Stelle trat. Diese zu schaffen, wäre die Aufgabe der Stunde gewesen. Aber die visionäre Phantasie Europas und des Westens in der Wendezeit reichte nicht aus, um ein haltbares Konzept einer europäischen stabilen Friedensordnung auszudenken, das allen Ländern der ehemaligen Sowjetunion nunmehr einen Platz verlässlicher Sicherheit und Zukunftshoffnungen anzubieten vermocht hätte. Zwei Gründe sind dafür entscheidend. Beide haben mit alten europäischen Irrtümern zu tun: Zum einen wurde der umfassende wirtschaftliche und politisch Zusammenbruch der Sowjetunion 1989 einseitig als triumphaler Sieg des Westens im Systemkonflikt zwischen Ost und West interpretiert, der damit endgültig die historische Niederlage des Ostens besiegele. Dieser Hang, sich zum Sieger zu erklären, ist eine alte westliche Hybris und seit jeher Grund für viele Demütigungen, die das ungleiche Verhältnis zum Osten prägen. Die Unfähigkeit, andere gleichberechtigte Lösungen nach so umfassenden Umbrüchen zu suchen, hat in dieser fatalen Überheblichkeit ihre Hauptursache. Vor allem aber wurde so das ungeheure einzigartige Verdienst der sowjetischen Führung unter Michael Gorbatschow mit einer verblüffenden Ignoranz als gerngesehenes Geschenk der Geschichte eingeordnet: Die große Vorleistung des Gewaltverzichts in der Reaktion auf das Freiheitsbestreben der Völker des Ostblocks galt als nahezu selbstverständlich. Das aber war es gerade nicht. Bis heute ist erstaunlich, ja unfassbar, wie wenig Gewicht dem beigemessen wurde, dass die Auflösung eines sowjetischen Weltimperiums nahezu gewaltfrei vonstatten ging. Die naive Beschreibung eines dermaßen einmaligen Vorgangs lautete dann etwa so: Wie ein Kartenhaus, hochverdient und unvermeidlich sei da ein ganzes System in sich zusammengesackt. Dass gerade diese Gewaltfreiheit das größte Wunder in der Reihe wundersamer Ereignisse war, wurde kein eigenes Thema. Es wurde vielmehr als Schwäche gedeutet. Es gibt aber kaum Vorbilder in der Geschichte für einen solchen Vorgang. Selbst die schwächsten Gewaltregime neigen gerade im Stadium ihres Untergangs gesetzmäßig dazu, eine Orgie von Gewalt, Zerstörung und Selbstzerstörung anzurichten und alles mit in ihren eigenen Untergang mitzureißen – wie exemplarisch beim Untergang des NS-Reiches zu sehen war. Die Sowjetunion des Jahres 1989 unter Gorbatschow, wiewohl politisch und wirtschaftlich geschwächt, verfügte über das größte Atompotential, sie hatte eigene Truppen auf dem gesamten Gebiet ihrer Herrschaft stationiert. Es wäre ein leichtes gewesen, das alles zu mobilisieren. Das wurde ja auch von vielen Vertretern des alten Regimes vehement gefordert. Mit dem historischen Abstand wird noch viel deutlicher als heute klar werden, welche staatsmännische Leistung es war, lieber „Helden des Rückzugs“ (Enzensberger) zu sein, als in einem letzten Aufbäumen als blutiger Rächer und Schlächter von der Geschichte abzutreten. Die Wahl, die Michael Gorbatschow fast allein getroffen hat, hat ihm nicht zuletzt die Enttäuschung vieler seiner Bürger eingebracht. Es hieß, er habe nachträglich den großen vaterländischen Krieg verloren. Wie ein stummes Mahnmal gigantischer europäischer Undankbarkeit steht dafür der erschreckend private Charakter der Trauerfeier um den wohl größten Staatsmann unserer Zeit auf dem Moskauer ProminentenFriedhof. Es wäre ein Gebot der Stunde gewesen, dass die Granden Europas Michail Gorbatschow, der längst im eigenen Land isoliert war, ihre Hochachtung und ihren Respekt erwiesen hätten, indem sie sich vor ihm verneigten. Zumindest aus Deutschland, das ihm fast allein das Glück der Wiedervereinigung verdankte, hätte ein Bundespräsident Steinmeier an diesem Grab stehen müssen. Die Einsamkeit um diesen Toten war unerträglich. So nutzte ausgerechnet Viktor Orban die Chance, diesen Boykott einer angemessenen Würdigung zu unterlaufen. Es bleibt ein beschämendes Zeichen, ein Menetekel von historischer Ignoranz. Wenige Tage später drängelten sich die Repräsentanten des europäischen Zeitgeistes dann alle mediengerecht am Grab der englischen Queen und des deutschen Papstes Benedict XVI. Bis heute ist mir schwer verständlich, warum es nicht zumindest eine Demonstration der Dankbarkeit bei den eigentlichen Profiteuren dieses Gewaltverzichtes, bei den Bewegungen der friedliche Bürger-Proteste gegeben hat. Gerade sie hatten ja hautnah die Ängste erfahren, was alles hätte passieren können, wenn es 1989 in Ostberlin eine Reaktion wie bei den Studenten-Protesten in Peking gegeben hätte. Und tatsächlich ist ein Teil der heutigen Zurückhaltung im Osten Deutschlands gegenüber der einseitigen Anprangerung Russlands wohl dieser anhaltenden Dankbarkeit zuzuschreiben. Mediale Wortführer und Interpreten aber wurden andere – und sie wurden immer dreister. Immer kleiner wurde in ihren Interpretationen der Anteil am Verdienst der Gewaltfreiheit auf sowjetischer Seite, immer wirkmächtiger wurde die Legende von der eigenen großartigen Widerstandsleistung. Alle kundigen Zeitzeugen wissen genau, dass der Widerstand und der Heldenmut von Joachim Gauck, Marianne Birthler, Katrin Göring-Eckardt durchaus maßvoll war und den Grad überlebenstüchtiger Anpassung nicht wesentlich überschritt. Manche Selbstbeschreibungen lesen sich allerdings heute wie Hochstapelei. Sie verschweigen und verkennen, was andere zum großen Wandel beitrugen und dass mancher Reformer im System keineswegs weniger Einsatz und Mut gewagt hat. Das mag menschlich, allzu menschlich sein und also nicht weiter erwähnenswert. Fatal allerdings ist, dass dieser Teil der Bürgerrechtler heute zu den eifrigsten Kronzeugen eines billigen antirussischen Ressentiments zählt. Er knüpft dabei bruchlos an jene Ideologie des Kalten Krieges an, die vom berechtigten Antistalinismus über den verständlichen Antikommunismus bis hin zur irrationalen Slawenphobie viele Varianten von westlichen Feindbildern bis heute prägt. Die wichtigsten Fragen, die heute zwischen Ost und West strittig verhandelt werden müssten, lauten: Was bedeutet es eigentlich, eine europäische Nation zu sein? Was unterscheidet uns von anderen? Welche Fähigkeiten muss eine Nation erwerben, um dazu zu gehören? Was sind die Lehren unserer Geschichte? Welche Ideale prägen uns? Welche Irrtümer und Verbrechen? Sie alle werden in aller Deutlichkeit wachgerufen am Beispiel der Ukraine und ihres Abwehrkampfes gegen die russische Aggression. In unseren Medien verkörpert die Ukraine das Ideal und Vorbild einer freiheitsliebenden westlichen Demokratie heroischen Zuschnitts. Die Ukraine, so heißt es, kämpfe nicht nur für ihre eigene Nation, sondern zugleich für die historische universale Mission des Westens. Wer sich machtpolitisch behauptet, wer seine Existenz mit blutigen Opfern und Waffen verteidigt, gilt als Bollwerk für die europäischen Ideale der Freiheit, koste es, was es wolle. Wer aber den Weg des Konsenses, der Kooperation, der Verständigung und der Versöhnung sucht, gilt als schwach und deswegen als irrelevant, ja als verächtlich. Von daher sind Gorbatschow und Selenskyj die eigentlichen Antitypen in der Frage, was es heute heißt, Europäer zu sein und die europäischen Tugenden zu verkörpern. Neben diesem Hang zum Heroischen und zur Selbsterhöhung liegt hier die Wurzel, die ich für den Grundirrtum einer europäischen Identität halte: Das ist das scheinbar unausrottbare Bedürfnis nach nationalem Chauvinismus. Jahrhundertelang haben nationale Exzesse die Geschichte unseres Kontinents geprägt. Keine Nation war frei davon: nicht die Franzosen, schon gar nicht die Briten, nicht die Spanier, nicht die Polen, nicht die Ukrainer, nicht die Balten, nicht die Schweden, nicht die Russen, noch nicht einmal die Tschechen - und schon gar nicht die Deutschen. Es ist ein fataler Irrtum, zu meinen, durch den Widerstand gegen die anderen imperialen Mächte gewinne der eigene Nationalismus so etwas wie eine historische Unschuld. Das ist Selbstbetrug und einer der folgenschwersten europäischen Irrtümer. Er verführt auch heute noch viele junge Demokratien dazu, sich nur als Opfer fremder Mächte zu sehen und die eigene Gewaltgeschichte und Gewaltphantasien für berechtigt zu halten. Was Europa immer wieder zu lernen hatte und historisch meist verfehlte, ist die Kunst der Selbstbegrenzung, der friedlichen Nachbarschaft, der Fairness, der Wahrung gegenseitiger Interessen und des Respektes voreinander. Was Europa endlich verlernen muss, ist dagegen das ständige Verteilen von Ketzerhüten, das ausmachen von Achsen des Bösen und von immer neuen Schurkenstaaten. Ach Europa! Jedes Mal, wenn wieder eine der großen Krisen und Kriege des Kontinents überstanden war – nach dem 30-jährigen Krieg, nach dem Feldzug Napoleons gegen Russland, nach zwei Weltkriegen, nach dem Kalten Krieg - konnte man hoffen, der machtpolitische Irrweg sei nun durch bittere Erfahrung widerlegt und gebe einem überlebenstüchtigeren Weltverständnis endlich Raum. Und jedes Mal fielen wie durch einen Fluch die Völker Europas wieder der Versuchung anheim, den Weg der Dominanz und der Konfrontation zu gehen. Umso wertvoller ist aber das große Gegenbeispiel: Gorbatschows Hoffnung, dass auch für alle ehemaligen Staaten der SU eine neue Sicherheitsordnung gefunden würde, die den unterschiedlichen Sicherheitsbedürfnissen gerecht werden würde, war der Charta von Paris durchaus angedacht als Raum gemeinsamer wirtschaftlicher und politischer Kooperation zwischen dem alten Westeuropa und den neuen östlichen Staaten. Das war damals auch die Vision von Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher. Aber es gab keinen Plan, kein Konzept, die Vision war einfach zu undeutlich. Wie schnell sich wieder das Gefühl des leichten Triumphes einstellte, lässt sich an einem traurigen Beispiel gut ablesen: Am Umgang mit Jugoslawien. Jugoslawien gehörte zu den blockfreien Staaten, es hatte sich rechtzeitig vom Stalinismus gelöst. Es hatte die jahrhundertealten nationalen Rivalitäten aus der Zeit der Donau-Monarchie einigermaßen befriedet. Es wäre nichts leichter gewesen, als diesem Jugoslawien als Ganzem 1989 eine Öffnung nach Europa und zur EU anzubieten. Es hätte Zeit gebraucht, aber es wäre möglich gewesen. Man hätte nur darauf verzichten müssen, dem nationalen Drängen der Slowenen und Kroaten zu schnell nachzugeben und das neue Feindbild der allein aggressiven Serben zu pflegen. Solche Weisheit allerdings fehlte völlig im Überbietungswettstreit um die Anerkennung neuer Nationalstaaten auf dem Balkan. Der bosnische Bürgerkrieg, Srebrenica, die Zerstörung Sarajewos, Hunderttausende Tote und traumatisierte Menschen, der völkerrechtswidrige Angriffskrieg der NATO gegen Belgrad, die völkerrechtswidrige Anerkennung des Kosovo als selbständiger Staat, das vielfältige Aufbäumen von neuen nationalen Chauvinismen wären vermeidbar gewesen. Was bedeutet das alles für die unmittelbare Gegenwart und für die deutsche Politik im Jahre 2023? Die Koordinaten haben sich entscheidend verschoben. Bis zum Ende der Regierung Schröder konnte man davon ausgehen, dass gerade Deutschland aus der Zeit der Entspannungspolitik einen privilegierten Zugang, zumindest einen gewissen Spielraum zum Konfliktausgleich zwischen den großen geopolitischen Spannungsherden innehatte. Diese Zeit ist endgültig vorbei. Ungefähr im Jahre 2008 begann Putin dem zu misstrauen und seinen Machtbereich gegen den Westen auszurichten. Deutschland begann sich als europäischer Riegenführer im neuen Konzept der NATO zu definieren. Im Rahmen der Reaktionen auf den Ukrainekrieg rückte es endgültig ins Zentrum der antirussischen Gegenstrategien. Das begrüßenswerte, aber medial vielgescholtene Zögern des Kanzlers Olaf Scholz war zu wenig von einer haltbaten politischen Alternative unterfüttert und geriet so ins Rutschen. Wirtschaftlich und politisch zahlen wir dafür einen hohen Preis. Der deutsche Wirtschaftsminister bemüht sich, die alten Abhängigkeiten von Russland und China durch neue Abhängigkeiten zu Staaten zu ersetzen, die keineswegs als Musterdemokratien durchgehen können. Die Außenministerin ist die schrillste Trompete der neuen antagonistischen NATO-Strategie. Ihre Begründungen verblüffen durch argumentative Schlichtheit. Dabei wachsen die Rüstungskosten und der Einfluss der Rüstungs- und Energiekonzerne ins Unermessliche. Der Krieg verschlingt sinnlos die Milliarden, die für die Rettung des Planeten und die Armut des globalen Südens dringend gebraucht würden. Das aufsteigende China aber wird propagandistisch als neuer geopolitischer Gegner ausgemacht und in der Taiwan-Frage ständig provoziert. Das sind alles keine guten Auspizien. Und dennoch: Wenn mich nicht alles täuscht, steht Europa kurz vor der Phase einer großen Ernüchterung, die das eigene Selbstbild tief erschüttern wird. Für mich aber ist das ein Grund zur Hoffnung. Der so selbstgewisse Westen muss einfach lernen, dass die übrige Welt unser Selbstbild nicht teilt und uns nicht beistehen wird. Die eilig ausgesandten Sendboten einer neuen anti-chinesischen Allianz im anstehenden Kreuzzug gegen das Reich der Mitte scheinen nicht besonders erfolgreich zu sein. Wie konnten wir nur annehmen, dass das große China und die Hochkulturen Asiens die Zeit der willkürlichen Freihandels- und Opium-Kriege je vergessen würden? Wie sollte der leidgeprüfte afrikanische Kontinent die zwölf Millionen Sklaven und die Ausbeutung all seiner Bodenschätze je verzeihen? Warum sollten die alten Kulturen Lateinamerikas den spanischen und portugiesische Konquistadoren ihre Willkürherrschaft vergeben? Warum sollten die indigenen Völker weltweit das Unrecht illegaler Siedlungen und Landraubs einfach beiseiteschieben in ihrem historischen Gedächtnis? Meine Hoffnung besteht darin, dass sich aus all dem eine neue Blockfreienbewegung ergeben wird, die nach der Zeit der vielen Völkerrechtsbrüche wieder am alleinigen Recht der UNO arbeiten wird, dem Frieden und der Überlebensfähigkeit des ganzen Planeten zu dienen. Meine ganz persönliche Niederlage wird mich die letzten Tage begleiten. Gerade die Grünen, meine Partei, hatte einmal alle Schlüssel in der Hand zu einer wirklich neuen Ordnung einer gerechteren Welt. Sie war durch glückliche Umstände dieser Botschaft viel näher als alle anderen Parteien. Wir hatten einen echten Schatz zu hüten: Wir waren nicht eingebunden in die machtpolitische Blocklogik des Kalten Krieges. Wir waren per se Dissidenten. Wir waren gleichermaßen gegen die Aufrüstung in Ost wie im Westen, wir ahnten die Gefährdung des Planeten durch ungebremstes Wirtschaftswachstum und Konsumismus. Wer die Welt retten will, musste ein festes Bündnis zwischen Friedens- und Umweltbewegung anstreben, das war eine klare historische Notwendigkeit, die wir lebten. Wir hatten dieses Zukunfts-Bündnis greifbar in den Händen. Was hat die heutigen Grünen verführt, all das aufzugeben für das bloße Ziel, mitzuspielen beim großen geopolitischen Machtpoker und dabei ihre wertvollsten eigenen Wurzeln verächtlich zu machen als lautstarke Antipazifisten? Ich erinnere mich an meine großen Vorbilder: Die härtesten Bewährungsproben hatten die großen Repräsentanten gewaltfreier Strategien immer in den eigenen Reihen auszufechten. Gandhi hat mit zwei Hungerstreiks versucht, den Rückfall der Hindus und Moslems in die nationalen Chauvinismen zu brechen, Nelson Mandela hatte äußerste Mühe, die Gewaltbereitschaft seiner jungen Mitstreiter zu brechen, Martin Luther King musste sich von den Black Panther als zahnloser Onkel Tom verhöhnen lassen. Ihnen wurde nichts geschenkt. Und das gilt auch heute für uns letzte Pazifisten. Der Hass und die Bereitschaft zum Krieg und zur Feindbildproduktion ist tief verwurzelt in der Menschheit, gerade in Zeiten großer Krisen und existentieller Ängste. Heute aber gilt: Wer die Welt wirklich retten will, diesen kostbaren einzigartigen wunderbaren Planenten, der muss den Hass und den Krieg gründlich verlernen. Wir haben nur diese eine Zukunftsoption. 

Gekürzt: Der Kalte Krieg mit seinen mühsam gebändigten Arsenalen gegenseitiger atomarer Hochrüstung zweier Supermächte war zwar eine Ordnung, die die Welt in einem Patt gegenseitiger Bedrohung gefangen hielt, eine Friedensordnung im eigentlichen Wortsinn war es nicht."

Berliner Zeitung 23. Februar 2023 ( Antje Vollmers Vermächtnis einer Pazifistin: „Was ich noch zu sagen hätte“. In: Berliner Zeitung. 23. Februar 2023)

"[...] „wenn nicht Annalena Baerbock, sondern ihre grüne Parteifreundin Antje Vollmer Außenministerin wäre“, kommentierte Heribert Prantl Vollmers Beitrag als ein „politisches Testament“, in dem sie, ihre Verzweiflung „am bellizistischen Kurs ihrer Partei“ vermächtnishaft darlegend, mit der Ratlosigkeit kämpfe, wie man „jetzt“ mit den Folgen der „politischen Fehler, die seit 1989 gemacht worden“ seien, umgehen solle.[24][Wikipedia]

Donnerstag, 15. Mai 2025

Zur Geschichte der Asylverfahren

Asylrecht in Deutschland (Wikipedia)


Begrenzt humanitär von Michael Mayer ZEIT 

"Vor 60 Jahren führte die Bundesrepublik das individuelle Asylverfahren nach Artikel 16 des Grundgesetzes ein. Den Innenminister stellte damals die CSU."

Die Verfahren dauerten zu lange, zu viele Leute kämen ins Land, und am Ende werde man sie nicht mehr los. So geht die Klage heute, und so ging sie in der Bundesrepublik schon 1964. Aus Bayern kam damals ein radikaler Vorschlag: Weg mit den Asylverfahren! Dies wäre, hieß es zur Begründung des am 13. Februar 1964 vorgelegten Gesetzentwurfs, "ein bedeutsamer Schritt zur Verwaltungsvereinfachung und würde wahrscheinlich die Abwicklung der einschlägigen Asylfälle erheblich beschleunigen". In einer Sitzung der Innenministerien von Bund und Ländern erklärte der bayerische Ministerialdirigent Alexander Mayer dazu: "Mindestens vier Fünftel der Leute, die Asyl begehren, würde von vornherein gesagt werden, daß Asyl überhaupt nicht in Frage komme, und sie könnten wahrscheinlich schon an der Grenze zum großen Teil von der Grenzpolizei gefaßt und sofort zurücküberstellt werden."
Das Land Bayern konnte sich damals nicht durchsetzen – wobei humanitäre Argumente eine Nebenrolle spielten. Entscheidend war etwas anderes: Bund und Länder waren sich einig, dass sich die Zuwanderung nicht allein an den Außengrenzen kontrollieren und beschränken lasse, sondern dass es dazu Asylverfahren brauche. Am Ende der Debatte stand, vor genau 60 Jahren, die umfassende Einführung ebendieser Verfahren nach Artikel 16 des Grundgesetzes: "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht". Dieser Satz galt seit 1949 (ZEIT Nr. 23/24), war in der Praxis aber lange Zeit kaum von Bedeutung. Asylpolitisch markiert das Jahr 1965 daher eine Wende.
Die Frage, wie die Zuwanderung zu regulieren ist, begleitete die Bundesrepublik von Anfang an. Schon im Juni 1949 verkündete ein Strategiepapier, dass es "den anhaltenden Zustrom illegaler Einwanderer und unerwünschter Flüchtlinge zu verhindern" gelte. Verfasst hatten es die Westalliierten, die Wege suchten, die deutsche Grenze effektiv zu sichern. Dies war ihnen bislang nicht gelungen, obwohl sie massiv Militär einsetzten. Vor allem nach Bayern reisten 1949 monatlich bis zu 4.000 ausländische Flüchtlinge illegal ein, die meisten über die Tschechoslowakei und Österreich; viele zogen in Staaten der Westalliierten weiter. Abhilfe, hieß es in dem Dokument, könnten Asylverfahren schaffen. Flüchtlinge, die an der Grenze um Asyl baten, sollten fortan in "besondere Aufnahmelager" gebracht werden. Hier wollte man sie "registrieren und überprüfen", um zu entscheiden, wer bleiben dürfe. Erklärtes Ziel war es, die meisten in ihre Heimat zurückzuschicken. Denn die Alliierten waren überzeugt, dass die Beweggründe der Flüchtlinge "in der Mehrzahl der Fälle nicht stark genug sind, um ihre Aufnahme zu rechtfertigen".
Spätestens Anfang der Sechzigerjahre stieg die Zahl der Geflüchteten aus dem nichtkommunistischen Ausland deutlich an. Deshalb schlug das Bundesinnenministerium – angeregt durch den Bundestag – im Februar 1964 vor, künftig auch diese Flüchtlinge einem Asylverfahren zu unterziehen, und zwar auf Basis von Artikel 16. Dies würde eine umfassende Kontrolle in Form einer Registrierung und sicherheitspolizeilichen Überprüfung der Betroffenen ermöglichen. Bislang hielten sich diese Menschen, so klagte das Bundesinnenministerium, "mehr oder weniger unkontrolliert irgendwo auf", da es bei der Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis kaum weitere Überprüfungen gab. Durch ein Asylverfahren, gab der zuständige Ministerialrat Kurt Breull am 9. März 1964 zu bedenken, sei "wenigstens eine gewisse Sicherheit gegeben, daß diese Leute nicht an einer Stelle zusammenströmen, sondern in das Wirtschaftsleben eingegliedert werden". Die Einführung von Asylverfahren diene daher "dem Sicherheitsbedürfnis" der Bundesrepublik "in weitestem Maße".
Noch wichtiger war dem Bundesinnenministerium, dass man künftig auch vorbestrafte Flüchtlinge aus dem nichtkommunistischen Ausland würde ausweisen können. Denn diesen wollte man nach ihrer Anerkennung eine Rechtsstellung nach der Genfer Flüchtlingskonvention gewähren. Das war die entscheidende Neuerung des geplanten Ausländergesetzes: Fortan würden auch nach Artikel 16 anerkannte Flüchtlinge den strikteren Ausweisungsbestimmungen der Genfer Konvention unterliegen. Eine Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes hatte diesen Schachzug ermöglicht.[...]
Breull und Füßlein vertraten keineswegs ausländerfreundliche Positionen. Beide waren ehemalige NSDAP-Mitglieder; Breull kam sogar aus der völkischen Bewegung, war schon 1930 in die Partei eingetreten und hatte der SA angehört. Von 1949/50 an waren er und Füßlein im Bundesinnenministerium ausgerechnet für Asyl- und Ausländerfragen zuständig. Nach jahrelanger Erfahrung im Ministerium wussten die beiden Beamten 1964 aber auch, dass sich eine martialische Rhetorik oft kaum in die Praxis umsetzen ließ. Dies erklärt ihren pragmatischen Ansatz. 

Und sie hatten Erfolg damit: Am 28. April 1965 wurde das Ausländergesetz verabschiedet, das erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik einheitliche Asylverfahren für alle Flüchtlinge vorsah.

Der CSU-Bundesinnenminister Höcherl präsentierte dies als "praktisches Bekenntnis zu den unveränderlichen Grundsätzen der Menschlichkeit". Das waren zwar keine leeren Worte, aber der Hauptgrund für die Einführung von Asylverfahren war ein anderer: der Wunsch, so viele Menschen wie möglich aufgrund fehlender Verfolgungsgründe abweisen zu können. Ferner erlaubten die Verfahren erstmals eine umfassende Überprüfung und Kontrolle aller ins Bundesgebiet einreisenden ausländischen Flüchtlinge.

In der Praxis zeigte sich, dass der zweite Punkt der entscheidende war, denn "im großen Stil abschieben", das gelang schon damals nicht. Bereits in den Fünfzigerjahren nahm man im Bundesinnenministerium an, dass nur ein Teil der Menschen, die im Asylverfahren abgelehnt werden, auch ausgewiesen werden könnten – entweder weil sie staatenlos waren oder weil sie bereits zu lange im Bundesgebiet lebten. Deshalb sei, wenn "ein einmal ergangener Ausweisungsbefehl auf dem Papier stehenbleibt, von einer Ausweisung von vornherein abzusehen". Der bayerische Vorschlag hätte daran kaum etwas geändert. Zugleich hätte er eine systematische Kontrolle der Eingereisten erschwert. Und das Problem an der Grenze zu lösen, war schon den Alliierten nicht gelungen. [...]"

 https://www.zeit.de/2025/20/asylverfahren-geschichte-asylrecht-deutschland-migration

Samstag, 3. Mai 2025

Aus der Geschichte der DDR

Infrastruktur

 https://www.mdr.de/geschichte/ddr/wirtschaft/verkehr/auto-industrie-siebziger-100.html

https://www.mdr.de/geschichte/ddr/index.html Einzelinformationen zum Leben in der DDR

Beispiel: der schwarze Kanal

https://www.mdr.de/geschichte/ddr/politik-gesellschaft/kultur/karl-eduard-von-schnitzler-der-schwarze-kanal-102.html


Ausländische Arbeiter

 In der DDR  wurden sie Vertragsarbeiter genannt und hatten eine etwas andere Rolle.

Auch um die vier Millionen Flüchtlinge, die in den Westen geflohen waren, zu kompensieren, schloss man Anwerbeabkommen  ab: 1965 mit Polen, 1967 Ungarn, 1979 Mosambik  und 1980 Vietnam.

Als so genannte Bruderhilfe kamen auch wenige Arbeiter aus Angola, China, Kuba, Nicaragua, Jemen und Nordkorea.

In den rund 40 Jahren DDR waren somit knapp vier Millionen ausländische Arbeiter dort.



Schullektüren

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Schullekt%C3%BCren_in_der_DDR

https://virtuelles-ddrmuseum.de/seiten/schulliteraturddr.htm

https://www.buechereule.de/wbb/thread/12668-schulliteratur-wie-erinnert-ihr-euch-an-buecher-die-ihr-lesen-musstet/?pageNo=16

Bemerkenswert, dass Shakespeares Romeo und Julia offenbar unter der deutschen Literatur aufgeführt wurde. 

https://www.gutefrage.net/frage/wie-war-das-ddr-schulsystem

Es wurden einige wichtige Werke der klassischen deutschen Literatur gelesen (Goethe, Schiller usw.). In den höheren Klassenstufen gab es dazu einige wenige Werke der historischen humanistischen Weltliteratur.

Deutsche Literatur

Fremdsprachige Literatur

Sozialistische Literatur

Ein wesentlicher Bestandteil der Schullektüre waren Bücher von Autoren aus der DDR und aus der Sowjetunion. Dieses waren in den unteren Klassenstufen Kinderbücher, einige ohne offensichtliche politische Ausrichtung (Benno Pludra), andere als spannende Geschichten mit einem sozialistischen Hintergrund. In den höheren Klassenstufen waren die Inhalte dann oft ideologischer (Maxim Gorki, Dieter Noll).

DDR-Literatur

Sowjetische Literatur



Weitere Werke

Einige weitere Werke Bücher wurden nicht in allen Schulen gelesen oder nur in bestimmten Jahren. In den obersten Klassenstufen in der Erweiterten Oberschule (EOS) waren einige Werke aus der Weltliteratur fakultativ, meist nach Entscheidung der jeweiligen Deutschlehrer. (Auswahl)

Spielzeug

 Puppenstuben, -häuser, -möbel

Puppen, Puppenzubehör

Kartenspiele und Ähnliches

mehr zur DDR im virtuellen DDR-Museum



Samstag, 26. April 2025

Geschichte des Nationalsozialismus aus der Sicht innerhalb der Familie

 Warum die Deutschen erst jetzt genauer hinschauen, was ihre eigenen Familien im Nationalsozialismus getan haben. ZEIT 24.4.2025 von  und 

"Ihre Großmutter erzählte ihr am Sterbebett folgende Geschichte: Sie sei von den Nazis ausgesucht worden, die Juden in ihrem Heimatort Kassel nach Geld und Wertsachen auszufragen, bevor sie deportiert wurden. Sie wirke so freundlich, hatten die Nazis gesagt, so nett, dass man ihr diese Aufgabe zutrauen würde, herauszufinden, was bei den Juden alles zu holen sei. Und sie hat es gemacht, sie ist ein widerlicher Spitzel geworden. Ihre Großmutter, sagt die Frau in dem Berliner Café, habe diese Geschichte ein Leben lang für sich behalten. [...]

 Guttenberg galt bis zu seinem Rücktritt im Jahr 2011 als politischer Superstar. Der CSU-Politiker war Wirtschaftsminister und dann Verteidigungsminister im Kabinett Merkel. [...]

Da ist zum einen die Familie Guttenberg, die tief im Widerstand gegen die Nazis verwurzelt war; ein Onkel, der zum weiteren Kreis der Hitler-Attentäter vom 20. Juli 1944 gehört hatte, wurde von der SS erschossen. Ein anderer Onkel starb unter dubiosen Umständen. Zum anderen trennten sich die Eltern von Karl-Theodor zu Guttenberg, als er noch klein war – und seine Mutter heiratete Adolf von Ribbentrop, den Sohn des Nazi-Außenministers Joachim von Ribbentrop. Guttenbergs Stiefvater war elf, als sein Vater im Nürnberger Kriegsverbrecherprozess hingerichtet wurde. Guttenberg sagt, er habe sich immer gewundert, warum er fast nie zu seiner vielschichtigen Herkunft gefragt wurde, "so eine Familienkombination hat ja nicht jeder". [...]

Schäuble zitiert den Philosophen Hermann Lübbe, der den Begriff des "kommunikativen Beschweigens" schuf. Der kollektive Beschluss der Deutschen, die eigene Mitschuld zu verschweigen, hat nach Lübbes Überzeugung überhaupt erst ermöglicht, die Deutschen so unmittelbar nach dem Zivilisationsbruch in einen demokratischen Staat zu integrieren. Kommunikatives Beschweigen als Überlebensstrategie. Heute lässt sich studieren, was dafür in den einzelnen Familien für ein Preis bezahlt wurde. Wir sind auf nie aufgelöste Familiengeheimnisse gestoßen, die zu Suiziden, Depressionen, Missbrauch geführt haben. Am Anfang war oft nur eine Ahnung, am Ende eine Gewissheit, die trotz aller Schmerzen als Befreiung empfunden wurde."

Was hier berichtet wird, entspricht dem, was Besuchern in Deutschland in den ersten Monaten nach der Kapitulation und Befreiung begegnet ist: Eine Generation, die den Krieg als Unglück erlebt hat und - verständlicherweise - die Schuld nicht bei sich gesucht hat. 

Dafür hatte sie zu viel Druck und Unfreiheit in ihrem Staat erlebt und andererseits zu viel Gewalt von außen erfahren.

Die große Leistung war es, dass diese Haltung durch viel Aufklärungsarbeit und internationalen Austausch überwunden werden konnte und nach 40 Jahren die Rede von Richard von Weizsäcker so große Zustimmung erfahren hat. 

35 Jahre nach der Befreiung von der SED-Herrschaft ist davon sehr wenig zu spüren, wohl weil das Schicksal für Ost- und Westdeutsche zu unterschiedlich war. Die Bezeichnung Besserwessi sagt manches darüber. (vgl. Rolf HochhuthWessis in Weimar, Szenen aus einem besetzten Land)

Mein Onkel Heinrich Groth, überzeugter Nationalsozialist, hat mitnichten beschwiegen, sondern 1984 eine 248 Seiten lange Autobiographie geschrieben, die er nicht seinen Geschwistern oder ichten und Neffen, sondern all seinen Großnichten und Großneffen zugedacht hat, von denen er hoffte, besser verstanden zu werden, als von den Mitgliedern seiner eigenen und der nächsten Folgegeneration. ("Ein Zitat daraus über die Entnazifizierung: "12 Jahre Tausendjähriges Reich, und 1000 Jahre Entnazifizierung!", so hieß die Parole." - S.82)

Wichtig sind alle Berichte: Von Zeitzeugen und von Nachkommen über ihre Erfahrungen mit der Generation, die von der NS-Herrschaft geprägt wurde.


Montag, 14. April 2025

Reiseberichte aus dem Spätmittelalter

Berichte von Soldaten aus dem Mittelalter

Die ersten deutschen Söldnertruppen:  https://www.kriegsreisende.de/mittelalter/civitate.htm

Söldner des Spätmittelalters (https://www.kriegsreisende.de/renaissance.htm)

Das Spätmittelalter – Das Gewerbe kommt in Schwung

"Die meisten der großen Konflikte des Hochmittelalters waren nach der Mitte des 13. Jahrhunderts zu einem Ende gekommen. Der Fall von Akkon (1291) beendete die Zeit der Kreuzzüge; der Tod des letzten Staufers Konradin (1268) besiegelte den Sieg der Päpste über die deutschen Kaiser, und mit dem Vertrag von Paris (1259) fand auch die lange Auseinandersetzung zwischen den französischen Kapetingern und den englischen (eigentlich eher ebenfalls französischen) Plantagenets ihr vorläufiges Ende.

Diese Kriege waren im Namen von Religion und großer Dynastien geführt worden. Die Schlachten waren dabei fast immer von ritterlich gerüsteten Reitern im Dienste ihres Lehnsherren oder ihres Glaubens entschieden worden. Da aber oft mehr Truppen benötigt wurden und der Lehnsdienst zeitlich begrenzt war, kamen zunehmend Geld und Söldner ins Spiel. Daneben wurden auch die städtischen Milizen zu einem Machtfaktor. Die Staufer hatten sich an den norditalienischen Städten die Zähne ausgebissen, und die Flamen schlugen als erstes Fußaufgebot bei Courtrai (1302) ein Ritterheer.

Neben ihrer Verfügbarkeit hatten Söldner noch einen anderen entscheidenden Vorteil: Sie waren Profis. Den Rittern der Feudalaufgebote fehlte es nicht an Tapferkeit, dafür aber um so mehr an Disziplin, und einige entscheidende Schlachten wurden durch das unkontrollierte Draufgängertum des Adels verloren. Bei vielen begrenzte sich die Kampferfahrung auf Turniere und ritterliche Zweikämpfe. Auch wenn sie oft mit ihren Waffen gut umgehen konnten, so waren sie doch auf dem Schlachtfeld als taktische Einheit professionellen Kämpfern nicht gewachsen. Obwohl sich diese Entwicklung bereits seit längerem abzeichnete, führte sie erst Anfangs des 14. Jahrhunderts zu den ersten Einsichten und dann zu den entsprechenden Konsequenzen.

Der große Durchbruch gelang dem Söldnergewerbe in Norditalien. Dort waren nach der Niederlage der Staufer mehrere Dutzend Kleinstaaten entstanden, die sich in wechselnden Konstellationen gegenseitig bekämpften. Den Kern der Truppen bildeten dabei die Milizen der Städte, die sowohl aus gepanzerten Reitern wie auch aus Fußvolk bestanden. Je nach Bedarf wurde dieses Aufgebot durch Söldner verstärkt, die allerdings nie zum dominierenden Faktor wurden.

Das änderte sich, als nach dem überraschenden Tod des deutschen Kaisers Heinrich VII. 1313 eine große Zahl brot- und herrenloser Ritter in Norditalien zur Verfügung stand. Diejenigen, die es sich leisten konnten, zogen umgehend wieder nach Norden. Aber gerade die Abenteurer, die zu Hause nicht viel erwartete, waren schnell bereit ihre Dienste zu vermieten.

Das ghibellinische Pisa nahm circa tausend von ihnen in Sold, um sich gegen eine überlegene Koalition unter der Führung von Florenz zu wehren. Entgegen aller Erwartungen schlugen die Pisaner das weit überlegene Heer der Florentiner 1315 bei Montecatini. Als entscheidend hatte sich die schwerer Kavallerie der Söldner erwiesen, und das nicht in erster Linie durch ihre Bewaffnung, sondern vor allem durch ihre Disziplin. Chronisten berichten beeindruckt, dass sie immer fest Formation hielten, und dass sich ihre Einheiten auf Signale hin "wie ein Mann" bewegten.

Söldner hatten in Norditalien wie gesagt bereits vorher eine bedeutende Rolle gespielt; der spektakuläre Sieg bei Montecatini, verlieh ihrer Verwendung enormen Auftrieb. Bereits nach relativ kurzer Zeit avancierten Söldnerkompanien aus gepanzerten Lanzenreitern und professionellen Armbrustschützen zur Hauptstreitmacht der norditalienischen Kleinstaaten. Die einst so bedeutenden Bürgermilizen dienten bestenfalls noch zur Ergänzung.

Das politisch stark fragmentierte aber sehr reiche Norditalien bildete den idealen Nährboden, auf dem sich diese zunehmend selbstständigen Söldnerkompanien unter der Führung eines Condottiere entwickeln konnten. Einigen dieser Condottieri wie Castruccio Castracani oder Francesco Sforza gelang es sogar sich zu unabhängigen Herrschern aufzuschwingen. Wesentlich häufiger dienten die Söldner jedoch lokalen Fürsten dazu, die Macht an sich zu reißen und sich dann dort zu halten.

Während das Fußvolk der Söldnerkompanien fast ausschließlich aus Italien kam, stellten Ausländer lange den Großteil der Reiter. Zuerst dominierten die Deutschen, von denen schon von den Staufern viele nach Italien geholt worden waren. Dazu kamen seit dem Krieg um Neapel Franzosen, Katalanen, Spanier und schließlich auch noch Ungarn. Später folgten in den Ruhephasen des Hundertjährigen Kriegs Engländer, Bretonen, Gascogner und viele andere. Mit der Zeit wurden jedoch auch die schweren Reiter immer mehr vor Ort rekrutiert, so dass im späteren 15. Jahrhundert Italiener den Markt dominierten.

Der Wechsel von Bürgermilizen zu Condottieri mit ihren professionellen Söldnern ist später von Machiavelli vehement kritisiert worden (und die meisten modernen Vorurteile gehen auf diese Polemik zurück). Machiavelli bezeichnete Söldner als "uneinig, herrschsüchtig, undiszipliniert und treulos; mutig unter Freunden und feige vor dem Feind; ohne Furcht vor Gott und ohne Treue gegenüber den Menschen". Man sollte jedoch beachten, dass Machiavelli rein ideologisch argumentierte und vom Militär selbst recht wenig verstand. Die unter seiner Regie aufgestellte Bürgermiliz wurde dann von spanischen Söldnern ohne nennenswerte Gegenwehr auseinander gejagt mit grausamen Folgen für die von ihnen verteidigte Stadt.

Dass professionelle Söldner aber nicht nur städtischen Bürgermilizen überlegen waren, sondern inzwischen auch den klassischen ritterlichen Adelsaufgeboten, zeigte sich dann als weiter im Norden der alte Konflikt zwischen Frankreich und England wieder entflammte.

Aus der ersten Runde war Frankreich als strahlender Sieger hervorgegangen und hatte England fast vollständig vom Kontinent vertrieben. Unter der Herrschaft von Philipp dem Schönen war Frankreich zur dominierenden Feudalmacht im Abendland geworden. Selbst die Päpste mussten sich diesen Realitäten fügen und ihren Sitz nach Avignon verlegen. Zu Beginn des Krieges konnte Frankreich über 27.000 ritterlich Bewaffnete mustern, England dagegen maximal 5.000. Bei all diesem Glanz und Reichtum hatte man in Frankreich wenig Grund an den Verhältnissen etwas zu ändern. Lediglich wenn Spezialisten wie zum Beispiel Armbrustschützen gebraucht wurden, war man bereit Söldner anzuwerben.

England war zwar was die Feudalmacht anging deutlich unterlegen, dafür hatte man aber in den langen Kriegen in Wales und Schottland eine Menge Erfahrungen gesammelt. Vor allen Dingen aber war man längst dazu übergegangen, Kriege mit bezahlten Freiwilligen anstatt mit Lehnsleuten zu führen. Die englischen Armeen bestanden also größtenteils aus professionellen Kriegern, die man lediglich deshalb nicht als "Söldner" bezeichnen muss, da sie ihrem König dienten. Wie in den italienischen Söldnerkompanien spielten auch in den englischen Heeren gut ausgebildete Schützen eine wichtige Rolle.

Diese professionellen Heere unter erfahrener Führung brachten dem zahlenmäßig weit überlegenen aber meist plan- und disziplinlos angreifenden französischem Adel bei Crécy (1346) und Poitiers (1356) vernichtende Niederlagen bei. Erst als Frankreich in der Not zunehmend auf Söldner zurückgriff, wurden die Engländer von einer kastilischen Flotte 1372 bei Rochelle geschlagen und von Bertrand du Guesclin und seinen Bretonen aus den meisten eroberten Gebieten vertrieben.

Als der Krieg nach einem längeren Waffenstillstand erneut ausbrach, zog der französischem Adel erneut arrogant und siegessicher in die Schlacht und erlitt bei Agincourt (1415) die wohl schlimmste Niederlage seiner Geschichte. Nun waren die Verluste so gravierend, dass an der massiven Rekrutierung von Söldnern kein Weg vorbeiführte. Im armen Schottland wurden ganze Heere geworben, in der Lombardei die schwere Kavallerie der Condottieri und in Genua tausende der bewährten Armbrustschützen. Diese Truppen erfochten zwar einige Siege, wurden aber immer mehr zur Landplage als sich der Krieg in die Länge zog und sie nicht bezahlt werden konnten.

Die große Wende kam dann nicht mit der Jungfrau von Orleans, sondern mit einer Steuerreform, die es König Karl VII. 1445 ermöglichte aus Teilen der unkontrollierbaren Söldner die so genannten "Ordonnanzkompanien" zu bilden. Hier wurden sie nun fest besoldet und wurden zur Basis eines stehenden Heeres. Mit den Ordonnanzkompanien wurden zuerst die marodierenden Söldner bekämpft und unter Kontrolle gebracht und schließlich die Engländer aus Frankreich vertrieben.

Der Trend zur Professionalisierung lässt sich auch im Reich beobachten. Dort waren es vor allem die Reichsstädte, die ihn vorantrieben. Die Bürger waren zwar zur Verteidigung ihrer Stadt bereit, für die lästigen Wachdienste oder gar weitere und längere Kriegszüge kauften sie sich gerne los. In der Regel bezahlten die Städte Adligen ein Wartegeld, für das sich diese verpflichteten im Kriegsfall mit einer bestimmten Anzahl an Reitern und Fußknechten zuzuziehen.

Den mächtigen Familien der Habsburger, Wittelsbacher und Luxemburger, die sich um die Kaiserkrone stritten, fehlten die Mittel für große Reformen und so setzten sie weiter hauptsächlich auf ihre Vasallen oder vermieteten gar deren Dienste. Zu Beginn des Hundertjährigen Krieges findet man einige Wittelsbacher Fürsten in englischem Sold, und König Johann von Böhmen fiel auf französischer Seite bei Crécy.

Bei den zahlreichen Fehden kamen zwar zunehmend Söldner zum Einsatz, allerdings nie in dem Maße dass sich wie in Italien oder Frankreich große selbstständige Kompanien gebildet hätten. Lediglich die Vitalienbrüder, die sich um 1400 kurz Gotlands bemächtigten kann man damit vergleichen. Der Spuk war jedoch schnell vorbei und die Reste wurden dann wieder von der Hanse oder dem Deutschen Orden in Sold genommen.

Die traditionellen Aufgebote der Habsburger wurden mehrmals vernichtend von den Schweizern geschlagen und die der Luxemburger von den Hussiten. Dies führte dann dazu, dass bei den Fehden im Reich Schweizer Söldner bald sehr begehrt waren und schließlich nach ihren großen Erfolgen auch "Böhmen" (Hussiten).

Wesentlich erfolgreicher als die deutschen Fürsten bei der Umsetzung notwendiger Reformen war Matthias Corvinus, der 1458 König von Ungarn wurde. Durch äußerst intelligente Steuerreformen gelang es ihm das Einkommen der Krone um ein vielfaches zu steigern. Einen Großteil dieser Gelder verwandte er zum Unterhalt eines stehenden Heeres, der legendären "Schwarzen Legion". Die Basis der Legion bildeten hussitische Veteranen, die dann mit Söldnern aus ganz Südosteuropa verstärkt wurden. Auf dem Höhepunkt seiner Macht hatte die Legion eine Stärke von ca. 28.000 Mann und ermöglichte ihm erfolgreich Krieg gegen rebellische Magnaten, die Türken, die Habsburger, Polen und Böhmen zu führen. Erst als nach seinem Tod die geregelte Finanzierung der Legion durch interne Streitigkeiten verhindert wurde, begann diese zu zerfallen. Mit der Größe und Unabhängigkeit Ungarns war es bald darauf vorbei."

Arten von Reiseberichten:

  • Pilgerberichte:

    • Pilgerreisen zu heiligen Stätten wie Jerusalem, Rom oder Santiago de Compostela waren im Spätmittelalter weit verbreitet.

    • Pilgerberichte schildern die Strapazen der Reise, die besuchten Orte und die religiösen Erfahrungen der Reisenden.

  • Handelsreisen:

    • Kaufleute wie Marco Polo unternahmen weite Reisen, um Handel zu treiben.

    • Ihre Berichte liefern wertvolle Informationen über Handelswege, Märkte und exotische Waren.

  • Gesandtschaftsreisen:

    • Diplomaten und Gesandte reisten im Auftrag von Königen und Fürsten zu anderen Höfen.

    • Ihre Berichte dokumentieren politische Verhandlungen, kulturelle Unterschiede und das Leben an den Höfen.

  • Bildungsreisen:

    • Gelehrte und Adlige unternahmen Bildungsreisen, um ihr Wissen zu erweitern und fremde Kulturen kennenzulernen.

    • Diese Reisen dienten oft dem Zweck die Welt und deren Beschaffenheiten zu erkunden.

Bedeutende Reiseberichte:

  • Marco Polo, „Il Milione“:

    • Der venezianische Kaufmann Marco Polo bereiste im 13. Jahrhundert China und andere Teile Asiens.

    • Sein Bericht „Il Milione“ (Die Wunder der Welt) schildert seine Erlebnisse und trug maßgeblich zur Kenntnis Asiens in Europa bei.

  • Johannes Schiltberger, „Reisebuch“ (Wikisource):

  • kriegsreisende.de – "Danach ritt ich mit Tamerlan" – Ein bayrischer Knappe kämpfte für Sultan Bayazid und für Tamerlan
  • "Es wäre falsch in Schiltbergers Erlebnissen ein untypisches Einzelschicksal sehen zu wollen. Untypisch war es bestenfalls durch die unglaublich weiten Reisen und dadurch, daß es niedergeschrieben wurde. Kriegsgefangene stellten seit Urzeiten einen beträchtlichen Anteil in den meisten Söldnerheeren. Von den Rittern, die in Gefangenschaft gerieten, konnten sich nur die wohlhabenden auslösen; die anderen mußten sehen wo sie blieben und nahmen oft freiwillig Solddienst beim ehemaligen Gegner. Man mag zwar den Gegensatz zwischen Christentum und Islam für eine schwer zu überschreitende Grenze halten. Doch die Hauptgegner der Türken - Konstantinopel und die Kreuzritterstaaten - beschäftigten ständig türkische und arabische Söldner. Andererseits dienten auch in moslemischen Staaten christliche Ritter gegen gute Bezahlung. In den Maghrebstaaten Nordafrikas waren die schweren Rittersöldner so beliebt, daß sie oft als Eliteeinheiten und Leibgarde der Fürsten dienten. Der weitgereiste Chreutzpeck hat sich wie erwähnt wahrscheinlich unter ihnen aufgehalten."
  • Neben Schiltbergers Bericht gibt es noch den des Serben Konstantin der 1455 von den Türken gefangen genommen und noch mit 20 Jahren zum Janitschar gemacht wurde. Es ist nicht schwer, hier eine Parallele zu der Bemerkung Schiltbergers zu ziehen, daß alle Gefangenen unter 20 Jahren geschont werden sollten. Wenn er nicht ausdrücklich auf seinen Solddienst als Reiter hinweisen würde, müßte man Schiltberger den Janitscharen zuordnen. Konstantin berichtet ausführlicher über die reichen Plünderungen, die sich im türkischen Heer machen ließen. Er hatte es sogar schon zum Unterführer gebracht, als er 1463 von den Ungarn gefangen wurde. Natürlich betonte er dann seine Freude, endlich wieder unter Christen zu sein. Es besteht jedoch kein Anlaß zwischen seiner Einstellung und der Schiltbergers große Unterschiede zu sehen. Trotz allen Aufrufen zum Heiligen Krieg, hatte der Krieg eben seine eigenen Gesetze und die Söldner, die überleben wollten, waren harte Realisten.

    Bei der Einnahme von Konstantinopel 1453 dienten freiwillig Tausende christlicher Abenteurer, sogenannte Baschi-Bazuks, aus vielen europäischen Ländern im türkischen Heer. Sie galten als äußerst disziplinlos und wurden beim Sturm an vorderster Front eingesetzt. In den moslemischen Staaten gab es immer tausende von Renegaten. Schwierig war nur die Heimkehr. Die Kirche verzieh den Dienst bei den Heiden nur ungern und deshalb mußte man das Unfreiwillige, die Versklavung herausstellen. Andere wollten gar nicht heimkehren, es lebte sich gut in der Türkei und Nordafrika. Hier liegt das eigentliche Problem, wenn man sich für die Spuren der europäischen Söldner in der Welt des Islam interessiert. Nur ganz wenige kehrten zurück und die hatten oft gute Gründe zu schweigen. In der Heimat des Serben Konstantin war die Türkei näher und vertrauter, vielleicht konnte er deshalb offener von seinem Leben dort berichten. Als Schiltberger zurückkam, hatte man einige Jahre vorher Jan Hus öffentlich verbrannt und führte gerade Krieg gegen die hussitischen Ketzer. Geradezu entschuldigend schrieb er in seiner Vorrede, daß er in diesen Ländern nicht alles erfahren konnte, "darum ich ein gefangener Mann war und meiner selbst nicht war."
  • Felix Fabri, „Evagatorium in Terrae Sanctae, Arabiae et Egypti peregrinationem(Wikisource):

    • Der Dominikanermönch Felix Fabri unternahm im 15. Jahrhundert zwei Pilgerreisen ins Heilige Land.

    • Sein „Evagatorium“ ist ein detaillierter Bericht über seine Reisen und seine Beobachtungen.

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