"[...] Sklaverei in islamisch geprägten Gesellschaften war zwar durch viel mehr Versklavte gekennzeichnet als im christlichen Europa und in der atlantischen Sklaverei, aber zugleich durchlässiger, da ein sozialer Aufstieg aus der Versklavung möglich war.[23] Dabei diente die Versklavung von kriegsgefangenen „Ungläubigen“ ihrer Zivilisierung im Sinne einer Konversion zum Islam.[24] Anders als in der atlantischen Sklaverei war der massierte Einsatz von Sklaven in Arbeitskollektiven wenig üblich. In der Landwirtschaft (Dattelpalmen, Gartenwirtschaft in den Oasen) und der nomadischen Viehzucht lebten die Sklaven in die Haus- oder Familiengemeinschaften der Sklavenhalter integriert. Eine Ausnahme waren die Zandsch, aus Ostafrika verschleppte Schwarze, die in der Zeit des Abbasidenreiches in den Salzsümpfen des heutigen Irak in großen Gruppen in Salinen, bei der Urbarmachung und auf Plantagen für die Zuckerherstellung arbeiteten.[25] Im Jahr 869 begannen sie einen Aufstand, der das Kalifat der Abbasiden an den Rand der Niederlage führte, aber niedergeworfen wurde.[26]
Eine bedeutsame Rolle in der Herrschaftspraxis einiger islamischer Staaten spielte der Einsatz von Militärsklaven, den Mamluken. Diese standen in ihrer Loyalität außerhalb familiärer und tribaler Beziehungen, konnten aber auch selbst nach der Macht greifen, wie das Beispiel der Ghaznawiden zeigte.[27]
Auch Turkvölker wie die Chasaren und germanische Völker wie die Waräger und die Wikinger trieben im europäischen und orientalischen Raum Handel mit Kriegsgefangenen und Sklaven. In Sachsen und im Ostfrankenreich entstand nach kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Slawen ein gut organisierter und sehr umfangreicher Handel mit slawischen Sklaven. Haupthandelszentrum war neben Prag auch Regensburg. Dort gab es gute Handelsbeziehungen mit Venedig und Verdun, von wo aus die Handelswege weiter nach Arabien und Spanien verliefen, wo nach der Ausbreitung des Islams eine große Nachfrage nach Sklaven bestand. Aber auch im Frankenreich herrschte bei Großgrundbesitzern Bedarf an unfreien Arbeitskräften.[28] Auch die westslawischen Fürsten konsolidierten mit dem Menschenhandel ihre Herrschaft. Um das Jahr 960 befand sich nach Angaben des jüdisch-arabischen Reisenden Ibrahim ibn Yaqub einer der bekanntesten Sklavenmärkte unterhalb der Hauptburg der přemyslidischen böhmischen Fürsten in Prag.[29]" (https://de.wikipedia.org/wiki/Sklaverei#Mittelalter)
"Die omanischen Araber betrieben über den Indischen Ozean, einen regen Handel mit versklavten Afrikanern. Dieser Handel unterschied sich in mehrfacher Hinsicht von der Besitzsklaverei der atlantischen Welt. Zunächst konnten fast versklavte Afrikaner auf vielfältige Weise eingesetzt werden: sie wurden als einfache Diener beschäftigt, da der Besitz von Hauspersonal, in der arabischen Kultur als Zeichen von Prestige galt; sie leisteten als Dichter, Handwerker, Schriftsteller, Musiker und Handelsgehilfen, einen wichtigen Beitrag im kulturellen Bereich; sie dienten als Matrosen oder Soldaten in der omanischen Armee; oder sie wurden als Perlentaucher im Golf eingesetzt (viele Taucher litten an geplatzten Trommelfell, sowie schweren Haut- und Atemwegserkrankungen). Obwohl manche Sklaven derartige Tätigkeiten ausübten, wurde die überwiegende Mehrheit allerdings in riesigen landwirtschaftlichen Projekten mit dem Dattelpalmenanbau und der Trockenlegung von Salzwiesen eingesetzt, wobei Letzteres eine besonders zermürbende und harte Arbeit war.
Im transatlantischen Handel wurden nur Afrikaner versklavt, die Araber hingegen erhielten Sklaven aus vielen Teilen der Welt, auch aus Europa, wenngleich die Afrikaner den größten Anteil bildeten. In allen wichtigen Städten der arabischen Länder gab es Märkte, die unter strenger, staatlicher Kontrolle betrieben wurden. Der Preis für einen versklavten Menschen richtete sich nach seinem Herkunftsort, seinem Geschlecht, seinem Alter, seiner körperlichen Verfassung und seinen Fähigkeiten.
Im transatlantischen Handel gab es zweimal so viele männliche wie weibliches Sklaven. Sie waren gefragter, weil sie aufgrund ihrer Körperkraft als landwirtschaftliche Arbeitskräfte produkti/ver waren, und wurden vor allem auf Plantagen in der Karibik sowie in Nord -und Südamerika eingesetzt. Im Gegensatz dazu wurden im Handel über den indischen Ozean wie im ostafrikanischen Handel die weiblichen Gefangenen mehr geschätzt, und man nimmt an, dass ihre Zahl, die der männlichen übertraf. Verschleppte afrikanische Frauen mussten als Sexsklavinnen arbeiten oder wurden in das Konkubinatssystem der Adligen aufgenommen. Daher war es nicht ungewöhnlich, dass arabische Prinzen und Kalifen afrikanisches Blut von ihrem Mutter erbten. Wenn ein arabischer Mann mit einer Sklavin Nachwuchs zeugte, wurde dieses Kind frei geboren, und in der Regel wurde auch die Mutter freigelassen, damit sie sich um ihr Kind kümmern konnte. Ein Kind, das ein weißer 'Meister' mit einer versklaven Afrikanerin zeugte, blieb in den Amerikas und der Karibik hingegen gewöhnlich ein versklavter Mensch.
Afrikanischen Männern war es verboten, sexuelle Beziehungen zu arabische Frauen zu unterhalten. Außerdem wurde ein Teil der verkauften Männer von ihren arabischen Herren kastriert. / Als Eunuchen hatten sie die Aufgabe, über die Konkubinen zu wachen. Die Kastration war ein grausamer und unmenschlicher Prozess: die meisten jungen Männer überlebten die Tortur nicht." (Zeinab Badawi: Eine afrikanische Geschichte Afrikas, S. 229-231)
Sklaverei im arabischen Raum (Wikipedia) - Kurzfassung von Gemini
Koranische Begründung und Fortbestand der Sklaverei im Islam
Die Sklaverei war in den später islamisierten Gebieten bereits vor dem Islam verbreitet (mit afrikanischen und europäischen Sklaven).
Koranische Grundlage und Regeln
Der Koran und die Sunna verbieten die Sklaverei nicht, obwohl der Koran die Freilassung von Sklaven mehrfach empfiehlt.
Der Prophet Mohammed war selbst Sklavenhalter und versklavte Menschen auf Kriegszügen.
Die Sklaverei unterlag Regeln, die den Rechtsstatus von Sklaven im Vergleich zur vorislamischen Zeit aufwerteten. Gläubige Sklaven waren vor Gott den freien Muslimen ebenbürtig.
Zulässig war primär die Versklavung von Ungläubigen.
Afrikanischer Sklavenhandel
Die arabische Eroberung Ägyptens (641) wurde entscheidend für den Aufschwung des Sklavenhandels.
Über Handelsrouten (Nil, Sahara, Timbuktu) wurden Millionen von Menschen, hauptsächlich aus der Subsahara (Nubien, Äthiopien, Westafrika), in den Norden verschleppt. Schätzungen gehen von 4-6 Millionen Sklaven zwischen 800 und 1900 aus.
Die dunkle Hautfarbe führte zur Stigmatisierung der Nachfahren.
Sansibar entwickelte sich im 19. Jahrhundert zu einem Zentrum der Sklavenhaltung für den Nelkenanbau.
Einsatz und Status der Sklaven
Sklaven wurden meist in der Hauswirtschaft eingesetzt (häufig weiblich), als persönliche Bedienstete oder Haremswächter (oft kastrierte Eunuchen).
Weibliche Sklaven konnten als Konkubinen Kinder mit ihren Herren haben, was ihren Status verbesserte; fast alle späteren Kalifen waren Söhne von Sklavinnen. [Konkubinat im Islam "So waren fast alle späteren Kalifen Söhne von Sklavinnen. Selbst der Gründer der Dynastie der Saud, Abd al-Aziz ibn Saud, der Gründer des modernen Saudi-Arabiens, wusste deshalb nicht, wer die Mutter seiner Mutter war (nämlich eine unbekannte Sklavin)." - (Wikipedia)]
Militärsklaven (Mamluken, Janitscharen) genossen hohes Ansehen und konnten hohe politische und militärische Ämter erlangen, teilweise sogar Dynastien gründen (z. B. in Ägypten bis 1517).
Eine Ausnahme vom dezentralen Einsatz bildeten die Zandsch (Ostafrikaner), die im heutigen Irak in großen Gruppen auf Plantagen und in Salinen arbeiteten, was zum Aufstand der Zandsch (869) führte.
Europäer als Sklaven
Araber und Türken raubten jahrhundertelang christliche und jüdische Sklaven aus Europa, die verkauft oder gegen Lösegeld freigekauft wurden.
Die italienischen Seerepubliken (Genua, Venedig) waren ebenfalls am Handel mit europäischen Sklaven in den arabischen Raum beteiligt.
Die Barbareskenstaaten Nordafrikas (16.-18. Jahrhundert) entwickelten Sklaverei und Menschenhandel zu einem Wirtschaftszweig, wobei schätzungsweise 1,25 Millionen Europäer versklavt wurden (durch Kaperung und Küstenüberfälle).
An der Schwarzmeerküste (Krim) wurden im 16. und 17. Jahrhundert 1,5 bis 3 Millionen Ukrainer und ethnische Russen versklavt.
Fortbestand
Obwohl die Freilassung von Sklaven als heilbringend galt, verzögerten islamische Gebiete die gesetzliche Abschaffung am längsten; Mauretanien schaffte sie als letztes Land der Welt erst 1980 offiziell ab, wobei Sklaven dort weiterhin die unterste gesellschaftliche Schicht bilden.
["Die Sklaverei in Mauretanien besteht trotz ihrer mehrmaligen offiziellen Abschaffung – zuletzt 2007 – weiter fort und betrifft die Nachfahren von vor Generationen versklavten und bis heute nicht freigelassenen Menschen, die ʿAbīd (sing. Abd). Diese sind überwiegend Schwarze[1], die der Bidhan (auch „weiße Mauren“), einer arabisch-berberischstämmigen Volksgruppe der Mauren als Sklaven dienen. Als „schwarze Mauren“ oder Haratin werden die ehemaligen, freigelassenen Sklaven bezeichnet, die nach groben Schätzungen 40 Prozent der Bevölkerung ausmachen.
Die Sklaverei wird von weiten Teilen der mauretanischen Bevölkerung als ein lediglich historischer Tatbestand betrachtet. Die Zahl der Sklaven im Land ist unbekannt, wird aber von Menschenrechtsgruppen auf die Größenordnung von Hunderttausenden geschätzt. Laut Kevin Bales ist der Anteil von Sklaven an der Gesamtbevölkerung der höchste der Welt." (Wikipedia)]
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