Montag, 31. März 2025

600 Jahre vergessen

 Der erste Mingkaiser Zhu Yuanzhang, der spätere Hongwu-Kaiser, kam aus einfachsten bäuerlichen Verhältnissen. Aufgrund starker Ambitionen gelang ihm der schnelle Aufstieg innerhalb der Rebellenbewegung Rote Turbane, schließlich der Sturz der Yuan-Dynastie und damit die Vertreibung des mongolischen Herrscherhauses. Er gründete 1368 nach dem Vorbild des ersten Han-Kaisers Gaozu die Ming-Dynastie und formte die Institutionen des Reiches so, wie sie bis zum Ende der Kaiserzeit Bestand haben sollten. Aufgrund seiner großen Leistungen wird er zu den bedeutendsten Kaisern Chinas gezählt.

Fengyang Xian


Ab 1369 begann er, an seinem Geburtsort Fengyang eine neue Residenz bauen zu lassen, aber 1375 stellt der den Bau wieder ein. Erst 1975 wurde sie wieder entdeckt und nach und nach ausgegraben.

Donnerstag, 27. März 2025

Bonhoeffer über Dummheit

 Immer noch aktuell, auch in diesem Zusammenhang, was Dietrich Bonhoeffer an der Wende zum Jahr 1943 schrieb:

"Dummheit ist ein gefährlicherer Feind des Guten als Bosheit. Gegen das Böse läßt sich protestieren, es läßt sich bloßstellen, es läßt sich notfalls mit Gewalt verhindern, das Böse trägt immer den Keim der Selbstzersetzung in sich, indem es mindestens ein Unbehagen im Menschen zurückläßt. Gegen die Dummheit sind wir wehrlos. (...) Gründe verfangen nicht; Tatsachen, die dem eigenen Vorurteil widersprechen, brauchen einfach nicht geglaubt zu werden – in solchen Fällen wird der Dumme sogar kritisch..."

"Soviel ist sicher, daß sie nicht wesentlich ein intellektueller, sondern ein menschlicher Defekt ist. Es gibt intellektuell außerordentlich bewegliche Menschen, die dumm sind..."

Dies könnte auch auf die heutige Dummheit unter Trump (d. Evangelikalen) und Putin bezogen sein:

"Bei genauerem Zusehen zeigt sich, daß jede starke äußere Machtentfaltung, sei sie politischer oder religiöser Art, einen großen Teil der Menschen mit Dummheit schlägt. Ja, es hat den Anschein, als sei das geradezu ein soziologisch-psychologisches Gesetz. Die Macht der einen braucht die Dummheit der anderen."

"[Der Dumme] ist in einem Banne, er ist verblendet, er ist in seinem eigenen Wesen mißbraucht, mißhandelt. So zum willenlosen Instrument geworden, wird der Dumme auch zu allem Bösen fähig sein und zugleich unfähig, dies als Böses zu erkennen. Hier liegt die Gefahr eines diabolischen Missbrauchs..."


Vorläufige Quelle:  Kommentar zu einem Gespräch mit Tobias Korenke. ZEIT  16.10.24

Mittwoch, 26. März 2025

Gegen das Vergessen in Peru

Reportage von Knut Henkel. FR 25.03.2025

Das LUM-Museum in Lima will an den Bürgerkrieg erinnern, der zwischen 1980 und 2000 tobte. Die Gedenkstätte für die rund 70 000 Opfer war jedoch in Peru politisch nie gewollt. Nun wird sie langsam abgewickelt. 
 Das massive, schwarze Metalltor steht offen. Ein Wachmann mustert aufmerksam die Menschen, die den schmalen beleuchteten Gang zum Fahrstuhl entlanggehen. Etwas unheimlich wirkt der lange Weg ins Innere des LUM. Die drei Buchstaben stehen für „Lugar de Memoria, Tolerancia y Inclusión Social“, Ort der Erinnerung, Toleranz und sozialen Teilhabe. Für Manuel Burga haben sich die Architekten bei der Planung des Weges ins Innere des LUM etwas gedacht. „Erinnern an Gewalt, an Menschenrechtsverletzungen ist ein schwieriger Prozess, das wird mit diesem Weg ins Innere symbolisiert“, meint der 82-jährige Historiker. Burga hat fast sieben Jahre lang das LUM geleitet, es international mit vielen der weltweit 51 Museen der Erinnerung, darunter so bekannte Gedenkorte wie Buchenwald, Osaka, Johannesburg oder Winnipeg und Santiago de Chile, vernetzt. Forschungsinitiativen, Kooperationen und etliche wissenschaftliche Beiträge sind so entstanden. Die liegen seit dem 7. Januar 2025 auf Eis. [...]
Der langjährige Leiter des Instituts für Demokratie und Menschenrechte an der Päpstlichen, katholischen Universität von Lima ist so etwas wie der Geburtshelfer des LUM – und Intimfeind der „Fujimoristas“.
Die Anhängerschaft des Ex-Präsidenten Alberto Fujimori, der von 1990 bis 2000 autokratisch regierte, hat es dem überzeugten Humanisten Lerner nie verziehen, dass er das Gros der Verbrechen gegen die Menschlichkeit des extrem brutal geführten Bürgerkriegs, der zwischen 1980 und 2000 tobte, mit seinem Team aufgedeckt hat. Schon als der 6000 Seiten umfassende Bericht am 28. August 2003 nach rund zwei Jahren intensiver Forschungstätigkeit vorgestellt wurde, waren Militärs und extreme Rechte entsetzt. Die Armee wird darin nämlich für rund 30 Prozent der insgesamt 69 800 Opfer des Konflikts verantwortlich gemacht. Für weitere 24 Prozent sind die paramilitärischen Gruppen verantwortlich. „Das passte nicht ins Weltbild dieser Kräfte, die für die Verteidigung der Demokratie verehrt werden wollten und wollen“, erklärt Manuel Burga. Für eine triumphierende, einseitige Darstellung des Bürgerkriegs, der Peru bis heute prägt und in dem mehr als 22 000 Menschen verschwunden sind, ist im LUM nie Platz gewesen. [...]"

Montag, 24. März 2025

Fluchthelfer für Luther nach dem Reichstag zu Augsburg

 Nach dem Reichstag zu Augsburg musste sich Martin Luther 1518 in den Fuggerhäusern, vor dem vom Papst beauftragten Kardinal Thomas Cajetan, hinsichtlich seiner Thesen verantworten. Er traf am 7. Oktober in der Stadt ein und verließ sie am 20. des Monats. Am 12., 13. und 14. Oktober fanden die Verhandlungen mit Kardinal Cajetan statt. Luther wohnte während seines Aufenthaltes im Karmelitenkloster St. Anna, wo sich auch Langenmantel aufhielt, der sich freundschaftlich um ihn kümmerte und beriet.[12] Als Martin Luther den Widerruf seiner Thesen verweigerte, bestand die akute Gefahr seiner Verhaftung. Christoph Langenmantel, der Sohn des zu dieser Zeit amtierenden Augsburger Bürgermeisters Georg Langenmantel, führte ihn in der Nacht vom 19. zum 20. Oktober heimlich durch eine geheime Pforte in der Stadtmauer, so dass er entfliehen konnte.[13][14] Laut Überlieferung soll Langenmantel an der Pforte zu Luther gesagt haben: „Da hinab“, weshalb dieser Ort noch heute so heißt und dort auch eine entsprechende Gedenkinschrift eingelassen wurde.[15][16][17] Mit Datum vom 25. November 1518 sandte ihm Luther aus Wittenberg einen Dankesbrief.[18]

Die Fluchthilfe durch Christoph Langenmantel ist historisch gesichert, eine ausschmückende und unbelegte Legende bleibt hingegen die Geschichte, dass er ihn auch von Augsburg nach Schloss Hohenschwangau geleitet habe.[19][20] Diese Legende ließ König Max II. 1835 dort im Schwangauer Zimmer, durch den Maler Wilhelm Lindenschmit, in Form eines romantisierenden Wandgemäldes darstellen.[21]

Trotz seiner Sympathie für Luther und seine Anliegen hat Christoph Langenmantel letztlich mit der alten Kirche nicht gebrochen. 1525 bittet er als Freisinger Domherr den bayerischen Kanzler Augustin Lösch[22] und den Rat Leonhard von Eck, bei Herzog Wilhelm IV. zu erwirken, dass das Haus des der Reformation anhängenden und abgesetzten Chorherrn von St. Andrä, Wolfgang Wursinger, einem altgläubigen Kleriker eingeräumt werde.[23] Im gleichen Jahr wird er nochmals als Freisinger Domherr und gleichzeitiger Pfarrer von Haslach bei Traunstein genannt.[24]

(Christoph Langenmantel)

Freitag, 21. März 2025

Josephus, jüdischer Historiker

 Da ich daran denke, die Bücher wegzugeben, versichere ich mich jetzt des Zugangs auf die Quellen im Internet:

Wikisource:

https://de.wikisource.org/wiki/Juedischer_Krieg

https://de.wikisource.org/wiki/J%C3%BCdische_Altert%C3%BCmer Jüdische Altertümer

Auch die Links zu den weiteren Werken findet man über den Wikipedia-Artikel: Josephus (exzellent)

Hauptautorin des Artikels ist Ktiv. Hier ihre "virtuelle Bibliothek". Laut ihrer Benutzerinnenseite befindet sie sich in einer Wikipause, hat aber in der Zeit von 27.2. bis 22.3.25 500 Bearbeitungen vorgenommen.

"Als junger Priester aus der Jerusalemer Oberschicht hatte Josephus eine aktive Rolle im Jüdischen Krieg: Er verteidigte Galiläa im Frühjahr 67 gegen die römische Armee unter Vespasian. In Jotapata geriet er in römische Gefangenschaft. Er prophezeite dem Feldherrn Vespasian dessen künftiges Kaisertum. Als Freigelassener begleitete er Vespasians Sohn Titus in der Endphase des Krieges und wurde so Zeuge der Eroberung von Jerusalem (70 n. Chr.). Mit Titus kam er im folgenden Jahr nach Rom, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. Er erhielt das römische Bürgerrecht und lebte fortan von einer kaiserlichen Pension und dem Ertrag seiner Landgüter in Judäa. Die Muße nutzte er zur Abfassung mehrerer Werke in griechischer Sprache: [...] Erhalten blieben die Schriften des Josephus, weil sie schon in der Spätantike von christlichen Autoren als eine Art Nachschlagewerk entdeckt wurden. Bei Josephus fand der Leser des Neuen Testaments nützliche Hintergrundinformationen: Er war der einzige zeitgenössische Autor, der sich detailliert und mit eigener Ortskenntnis über Galiläa äußerte. Die Stadt Jerusalem und der Tempel dort werden ebenfalls genau beschrieben. Josephus erwähnte Johannes den Täufer und wohl auch Jesus von Nazareth – allerdings ist diese Textstelle (das sogenannte Testimonium Flavianum) christlich überarbeitet worden und der ursprüngliche Wortlaut unsicher. Im Bellum beschrieb Josephus ausführlich das Leiden der Menschen im belagerten Jerusalem. Er brach mit den Konventionen der antiken Geschichtsschreibung, die ihn zu Sachlichkeit verpflichteten, um über das Unglück seiner Heimat zu klagen. Seit Origenes deuteten christliche Theologen diese Kriegsberichte als Gottes Strafgericht an den Juden, eine Konsequenz aus der in ihren Augen von Juden verschuldeten Kreuzigung Jesu.

Für die Geschichte Judäas von etwa 200 v. Chr. bis 75 n. Chr. sind Josephus’ Werke die wichtigste antike Quelle. Sein Alleinstellungsmerkmal ist, dass er als antiker Jude über seine Kindheit und Jugend einerseits und seine Rolle im Krieg gegen Rom andererseits Auskunft gibt. Allerdings begegnet der Leser nie direkt dem jungen galiläischen Militärführer, sondern widersprüchlichen Bildern, die ein älterer römischer Bürger von seinem früheren Ich entwarf.

Die neuere Forschung befasst sich damit, wie Josephus im Rom der Flavier als jüdischer Historiker seinen Weg suchte. Die Einwohner Roms waren ständig mit dem Thema Judäa konfrontiert, denn Vespasian und Titus feierten ihren Sieg in einer aufständischen Provinz mit Triumphzug, Münzprägungen und Monumentalarchitektur, als wäre es eine Neueroberung. Josephus stellte sich der Aufgabe, als einer der Besiegten die Geschichte dieses Krieges den Siegern anders zu erzählen. Entstanden ist dabei ein hybrides Werk, das Jüdisches, Griechisches und Römisches verbindet. Das macht Josephus zu einem interessanten Autor für eine postkoloniale Lektüre."

Stand die Mehrheit der Bevölkerung hinter dem NS-Regime?

 Natürlich will niemand für etwas zur Verantwortung gezogen wenn etwas Ungeheuerliches geschehen ist. Das war die Situation des Kollektivs d...